Fake News – ein Thema, das die Gesellschaft beschäftigt

Als ich vor einem Monat den am.puls-Workshop zum Thema Fake News – eine gesellschaftliche Herausforderung gegeben habe, waren Fake News eine Herausforderung, mit der große Teile der Gesellschaft insbesondere im Kontext der Corona-Pandemie konfrontiert waren. Das galt auch für die überwiegende Mehrheit der Teilnehmer*innen der abendlichen, digitalen Veranstaltung, die in Voralberg als Lehrpersonen, Jugend- oder Sozialarbeiter*innen, in der Krankenpflege oder Bibliotheken arbeiten.

Im Workshop wollten wir einerseits grundlegende theoretische Fragen zum Konzept Fake News klären und andererseits gemeinsam überlegen, wie wir ganz praktisch mit Fake News in unserem beruflichen Alltag umgehen können.

Fake News – also erfundene bzw. gefälschte Nachrichten – können uns im Alltag in vielerlei Form begegnen, sei es in gedruckter Form in Zeitungen, in gesprochener Form in Podcasts oder dem Radio, auf Internetportalen oder in den Sozialen Medien.

Zum Zeitpunkt des Workshops waren Fake News besonders im Kontext der Corona-Pandemie relevant. Heute spielen sie auch im mit dem Ukraine-Krieg verbundenen Informationskrieg eine zunehmend wichtigere Rolle.

Förderung der Medien- und Informationskompetenz durch altersgerechte Angebote

Gerade deshalb ist es wichtig, dass wir die (Sozialen) Medien, die wir alltäglich nutzen, kritisch hinterfragen und Informationen prüfen, bevor wir sie weiterleiten.

Doch dazu bedarf es einer kritischen Medien- und Informationskompetenz, die schon von Kindesbeinen an und kontinuierlich erlernt werden muss. Schließlich ist es recht schwer, als Erwachsene*r aus Echokammern und Filterblasen auszubrechen. Das Luxemburger Zentrum fir politesch Bildung hat mit filterbubble ein spannendes mehrsprachiges Tool entwickelt, mit dem man herausfinden kann, wie tief man selbst schon in der eigenen Bubble feststeckt. Nach dem Beantworten einiger Fragen gibt es passgenaue Hinweise, wie man die eigene Bubble zum Platzen bringen kann.

Einen wichtigen Beitrag zur Förderung der Medien- und Informationskompetenz können auch Lehrpersonen, Fachleute der Jugendarbeit sowie Bibliotheksmitarbeitende leisten, indem sie mit ihren Schützlingen den Medienkonsum kritisch hinterfragen. Schon einfache Checklisten, die nach Urheber*innen von Informationen oder Publikationskanälen fragen, können dabei helfen. Denn wer nicht mit dem eigenen Namen für eine Information geradesteht, hat oft etwas zu verbergen.

Besondere Vorsicht ist beispielsweise bei Messengerdiensten, wie Telegram, geboten. Denn dort können, oftmals im Deckmantel der Anonymität, falsche Nachrichten verbreitet werden, die für große Unsicherheit sorgen können. Umso wichtiger ist es, Informationen auf ihren Wahrheitsgehalt zu prüfen, bevor man sie teilt. Dabei können Tools, wie der Propaganda Guide helfen, den das Zentrum fir politech Bildung aus Luxemburg erstellt hat. Derartige Faktencheck-Tools, zu denen auch der SWR-Fakefinder zählt, sind geeignet, um die Medienkompetenz junger Menschen spielerisch zu schulen. Zudem geben sie Hinweise, wie man wahre Nachrichten bzw. Fake News von Satire unterscheiden kann. Oft nehmen nämlich Leser*innen die Inhalte von Satireseiten, wie Der Postillon oder seinem Pendant aus Österreich, Die Tagespresse, für bare Münze.

Auch Faktencheck-Seiten, wie Correktiv oder Mimikama, die wissenschaftliche Erkenntnisse journalistisch aufbereiten, unterstützen beim Entlarven von Fake News. Oft reicht es allerdings auch schon, entsprechende Schlagwörter in einer Meldung in Suchmaschine einzugeben, um herauszufinden, ob die Informationen auch in anderen seriösen Medien verbreitet werden.

Für Jugendliche und Erwachsene, die bereits solide Grundlagenkenntnisse über Fake News und deren Funktion gewonnen haben, kann es spannend sein, die Perspektive zu wechseln und selbst auszutesten, wie man erfolgreich Fake News erstellt. Dazu wurde das Spiel Bad News entwickelt. Um allerdings eine kritische Distanz wahren zu können, gibt es umfangreiche pädagogische Begleitmaterialien, die bei der Kontextualisierung und Reflexion der Erfahrungen helfen.

Zivilgesellschaft, Wissenschaft & Praxis im Dialog – Speak Up ein Beispiel aus Ostbelgien

Obwohl sich durch die Corona-Pandemie ein großer Teil unseres Alltags in die Online-Welt verlagert hat, sind Fake News auch in der Offline-Welt ein wichtiges Thema, das immer weiter an Brisanz gewinnt.

Im deutschsprachigen Teil Belgiens ist das Institut für Demokratiepädagogik (IDP), das zur Autonomen Hochschule Ostbelgiens gehört, deshalb zu einer stark frequentierten Anlaufstelle bei Fragen zu Fake News geworden. Ein Schwerpunkt der Arbeit am IDP liegt klar auf der Prävention, denn die Erfahrung hat gezeigt: einige Leute stecken so tief in ihren Echokammern fest, dass sie nicht mehr hinausfinden. Durch Workshops in Schulen, Fortbildungen für Lehrkräfte und Jugendarbeiter*innen sowie anlassbezogene Online-Treffen und Sensibilisierungsvorträge für Bürger*innen jeden Alters vermitteln und stärken wir am IDP kontinuierlich die Medien- und Informationskompetenz.

Ein weiterer wichtiger Mosaikstein der Präventionsarbeit am IDP ist die Speak Up Tagung, die die Zivilgesellschaft mit Wissenschaftler*innen und Praktiker*innen aus dem In- und Ausland zusammenbrachte, um sich auf Augenhöhe über Fake News und Hate Speech auszutauschen. Ein wichtiges Anliegen des Vernetzungsprozesses war es, Berührungsängste zwischen Wissenschaftler*innen und Bürger*innen abzubauen und letztere dazu ermuntern, sich lieber wissenschaftlich fundiert bei Expert*innen als in der Boulevardpresse oder auf zwielichtigen Websites zu informieren.

Kern unserer Tagung war allerdings der Austausch in verschiedenen methodischen und didaktischen Settings, der in eine anderthalbtägige intensive Arbeitsphase in sechs Kleingruppen mündete. In den Arbeitsgruppen, die auf Basis von kurzen Fragebögen zusammengestellt wurden, tauschten sich Bürger*innen, Wissenschaftler*innen und Praktiker*innen zu je einem Aspekt von Fake News und Hate Speech aus. Die Überlegungen mündeten in einer Sammlung von Vorschlägen, die zukünftig im beruflichen, privaten und ehrenamtlichen Rahmen als wichtiges Tool zum Umgang mit Fake News und Hate Speech dienen werden. Erste vielversprechende Zwischenergebnisse sind bereits auf der Tagung präsentiert und im beruflichen Alltag erprobt worden und werden noch in diesem Jahr als Handlungsleitfäden veröffentlicht. Die Tagung hat gezeigt, dass der Ansatz vielversprechend und geeignet ist, größeres Bewusstsein für die Fake News-Thematik zu schaffen, und die Beteiligten zu ermutigen, selbst zu Multiplikator*innen für Medien- und Informationskompetenz zu werden.

Deshalb ermutigen wir alle, die sich beruflich oder ehrenamtlich mit der Thematik befassen, ähnliche Formate auch im kleineren Rahmen, wie beispielsweise mit Aktions- und Projekttagen, Workshops oder Barcamps, selbst auszuprobieren.  

Sabrina Kirschner


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