Wir schauen hin!
Na klar – wir sind uns einig, wir sind gegen Gewalt. Nein, noch genauer gesagt sind wir in unserer Arbeit mit Kindern und Jugendlichen stolz, dass wir darauf ganz genau achten. Leider wissen wir, dass das allein nicht reicht. Nun ist Gewalt ohnehin schon ein Tabuthema und sexuelle Gewalt, um einiges schwieriger zu besprechen
Wer ist jedoch bei dem Thema zuständig? Die Leitung? Die Zentrale? Der Vorstand? Die Hauptamtlichen? Und wie können wir gut entwickeltes und bewährtes pädagogisches Handeln an die „Neuen“ weiterzugeben? Wie kann ein Team, eine Einrichtung sicher sein, dass alle gemeinsam sich gegen Gewalt, Diskriminierung und Übergriffe engagieren? Und ja, sicher sein, dass niemand vom Team gewalttätig, diskriminierend und grenzverletzend wird?
Kinder und Jugendliche haben ein Recht auf Schutz vor Gewalt und Übergriffen. Sie haben ein Recht darauf körperlich, seelisch unversehrt zu bleiben und alle Erwachsenen haben uneingeschränkt und immer dafür Sorge zu tragen. Kinder und Jugendliche müssen sich zu 100 Prozent verlassen können, dass die Jugendorganisationen sichere Orte sind. Und sollten Gewalt oder Grenzverletzungen passieren, müssen sie sicher sein, dass pädagogisch und menschlich alles getan wird, um wieder sicher zu sein.
Genau aus diesen Gründen braucht es ein pädagogisches Verständnis und eine Bereitschaft der Organisation und der MitarbeiterInnen sich fachlich mit diesen Themen auseinanderzusetzen. Das ist nicht leicht und es braucht Mut, um sich mit den Tabuthemen zu beschäftigen.
Die Idee der Pädagogik des sicheren Ortes greift genau dies auf. Wir können als pädagogische Fachkräfte, als freiwillig engagierte oder hauptamtliche aktiv unsere direkten Rahmenbedingungen gestalten. Wir müssen nicht warten, bis die Leitung, die Zentrale, der Vorstand endlich etwas unternimmt. Wir können mit unseren direkten Kolleg*innen beginnen den sicheren Ort zu gestalten, zu vereinbaren, was wir darunter verstehen und wie so ein Ort aussehen kann. Wer eingebunden werden soll, damit es für alle eine Begegnung wird, die geschützt, transparent, für alle besprechbar und jederzeit nach außen vorlebbar ist.
Das macht die Idee des sicheren Ortes so besonders. Alle jeden Alters werden mitgedacht und haben darin Platz. Egal ob Kind oder Funktionärin. Egal ob die erste Woche im Team oder schon seit 15 Jahren dabei. Darüber hinaus legen wir mit dieser Perspektive den Fokus auf was Positives. Auf ein gemeinsames Ziel, auf das wir alle hinarbeiten können.
Einen sicheren Ort zu gestalten ist nur ein Teilbereich eines Gewaltschutzkonzeptes. Es braucht viele verschiedene Maßnahmen um als Ganzes sicher zu wirken. Es braucht für jede Kinder- und Jugendeinrichtung ein Konzept und gute Angebote für Empowerment und sexuelle Bildung. Gute Ideen wie alle gut zu Aus- und Weiterbildungen in diesem Bereich kommen, es braucht eine klare Vorgabe wie MitarbeiterInnen für die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen ausgewählt werden. Einen gemeinsam verbindlichen Verhaltenskodex und einen Interventionsplan für einen Verdacht bzw. konkrete Vorfälle.
Wenn du dich mit dem Teilbereich des sicheren Ortes beschäftigen und gleich aktiv werden möchtest, dann ist der Workshop am 30.09. eine gute Gelegenheit. Ich freu mich mit den drei Stunden Impulse für ein positives Gelingen zu setzen.
am.puls Abend: Verbandliche und Offene Jugendarbeit – ein sicherer Ort für alle! Wir schauen hin! Wann & Wo? 30.09.2020 18.00 – 21.00 Uhr, Vismut Dornbirn. Alle Details im Veranstaltungskalender.