Wir stecken fest: im Lockdown, in der Ungewissheit, in der Unplanbarkeit, in der sozialen Isolation, in Existenzängsten, im Ausharren in den von außen auferlegten Einschränkungen. Während wir in unserer Jugend frei waren, besondere Lebensereignisse ihren Rahmen hatten, die ersten Erfahrungen
mit der Liebe sammeln konnten und unsere Geheimnisse hatten, hocken jetzt die Jugendlichen zu Hause. Wir hatten den Freiraum, gegen die Elterngeneration zu rebellieren. Im Home-Schooling und -Office
sind diese Freiräume eingeschränkt oder nicht vorhanden. Corona wirkt wie ein Katalysator und stellt Familien auf die Probe. Konflikte werden an die Oberfläche gespült und lassen sich nicht mehr wegdrängen. Gut, wer jetzt konstruktiv mit der Krise umgehen kann. Was uns jetzt nach vorne bringt, ist die Herausforderung anzunehmen, sich den von außen gegebenen Situationen immer wieder neu anzupassen und unser Leben in dem gegebenen Rahmen proaktiv zu gestalten.
Die Krise als Chance zu sehen, um zu wachsen, sprich, resilient zu sein: Als Mensch, als Familie und auch als Gesellschaft. Antworten darauf, wie das geht, gibt uns die Resilienzforschung. Sie zeigt, wieso es einigen Menschen und Teams gelingt, mit extremen Belastungen in angemessener Weise umzugehen und dabei psychisch wie auch physisch gesund zu bleiben.
Ohne Krise keine starken Menschen!
Die gute Nachricht vorab: Resilienz braucht erst die Herausforderung, um sich zu entwickeln. Unter diesem Aspekt lernen Jugendliche und junge Erwachsene jetzt Fähigkeiten und Fertigkeiten, die ihnen später helfen werden, durch stürmischen Zeiten zu kommen. Die Corona-Krise trainiert quasi ihren
Resilienz-Muskel, wie die Adaptionsfähigkeit an nicht vorhersehbaren Ereignissen und das Improvisationsvermögen im Umgang mit dem Ungewissen. Durch das digitale Lernen wird die Entscheidungskraft und Selbstführung trainiert, das Lernen im eigenen Tempo ist möglich und die selbstverantwortliche Strukturierung des Tages ein Muss. Der Wegfall sozialer Aktivitäten und die dadurch entstandene Beschäftigung mit sich selbst ermöglicht Jugendlichen, einfach zu sein, ohne die übliche Ablenkungen. Für manche die größte Herausforderung, doch die Möglichkeit, das Lernfeld der Selbstfürsorge zu stärken. Das Kontaktverbot mit den Großeltern und Menschen aus der Risikogruppe und sich dabei selbst einzuschränken, stärkt das Kompetenzfeld der Selbstverantwortung.
Die Lern- und Kompetenzfelder der Resilienz
Resilienz ist keine Methode, sondern ein Meta-Modell mit von der Resilienzforschung 8 postulierten Faktoren, die Ella Gabriele Amann als Lern- und Kompetenzfelder im Resilienz-Zirkel® (RZT®) anschaulich zusammengefasst hat. Ist man jetzt in der Lage, die Ressourcen bewusst zu aktivieren, die hinter jedem Kompetenzfeld liegen, gestalten sich Krisen zu einem Umbruch, in dem ein Neuanfang innewohnt und eine enorme Gestaltungskraft freigelegt werden kann. Das setzt jedoch voraus, dass wir mit der Angst und dem Verlust von Sicherheit, angemessen umgehen und überwinden. Mit Angst, Unsicherheit und Stress im System, haben wir keinen Zugriff auf die Ressourcen, die in uns und außerhalb von uns liegen. Resiliente Menschen sind in der Lage, unangenehme Gefühle wie Trauer, Wut oder Angst angemessen auszudrücken und verfügen über Strategien, sich selbst wieder in einen Zustand der inneren Balance zu bringen.
Der gesamte Artikel kann im Diskurs 34 „Resilienz“ nachgelesen werden. Zu finden im Archiv.
am.puls: Toolbox zum Thema psychische Gesundheit: Wie können Jugendliche in ihrer psychischen Gesundheit unterstützt werden, präventiv als auch in akuten Notfallsituationen? Alle Infos im Veranstaltungskalender.