Sensibilisierungsprojekt zum Thema Körperbilder
Weltweit sind (geschlechter)stereotype Körperbilder in Werbung und Medien allgegenwärtig. Ihre Präsenz erreicht vor dem Hintergrund der fortschreitenden Globalisierung und durch die Ubiquität Sozialer Medien eine neue globale und häufig aggressive Dimension. Nicht nur in Österreich, sondern auch in der Einen Welt werden dabei zwar regional unterschiedliche, unter dem Strich jedoch jeweils sehr eindimensionale, kaum erreichbare Schönheitsideale transportiert. Diese sind von sexistischen und rassistischen Stereotypen geprägt.
Die Präsenz von vermeintlich erstrebenswerten Körperbildern, nicht zuletzt in sozialen Medien, trägt zu einer verzerrten Wahrnehmung menschlicher Körper bei. (Geschlechts)stereotype Körperbilder legen gerade jungen Menschen – insbesondere Mädchen* und jungen Frauen* – Normen auf, denen sie kaum entsprechen können. Das erzeugt Druck und zwingt zu geschlechtsspezifischem Verhalten, oft auch zur Anpassung oder „Optimierung“ des eigenen Körpers.
Die negativen Folgen und Konsequenzen sind vielfältig. Exzessive Aktivitäten zur Körperoptimierung, Essstörungen, kulturell/religiös motivierte invasive Eingriffe, Autoaggression und Depressionen sind komplexe globale Phänomene. Diese sind eng verknüpft mit den Lebens-, Verhaltens-, Wirtschafts- und auch Herrschaftsweisen in der Einen Welt. Sie können zu Mobbing und Gewalt, zu Rassismen, Sexismen und Bodyismen führen.
Unter den häufig westlich-kolonial geprägten Schönheitsidealen von weißer Haut, hellen Haaren, sehr schlanken oder/und muskulösen Körpern, leiden Menschen weltweit. Diese Bilder gehen meist einher mit starren gesellschaftlichen Normen von Zweigeschlechtlichkeit und Heterosexualität. Insbesondere junge Menschen sind dadurch direkt oder mittelbar in ihrer autonomen Entwicklung stark eingeschränkt.
Die Medialisierung von Körperbildern hat durch Soziale Medien einen neuen Höhepunkt erfahren. Körperbilder werden immer stärker durch die Internalisierung fremdbestimmter Ideale und globalisierte Konsumversprechungen geprägt. Multiplikator*innen, die mit jungen Menschen arbeiten, sind sich der komplexen und ineinander verschränkten Ursachen von Geschlechter- und Entwicklungsungerechtigkeit sehr häufig nicht bewusst oder diesen selbst ausgesetzt. Es gibt zwar Methoden und good practices im Bereich des Globalen Lernens, die Perspektiven von Jugendlichen selbst bleiben aber meist unberücksichtigt.
Arbeitsgemeinschaft body rEVOLution!
Das Projekt body rEVOLution! wurde durch eine Arbeitsgemeinschaft, bestehend aus dem Verein Amazone und plan:g von November 2020 bis Juni 2023 umgesetzt. Es verfolgte das Projektziel, neue Multiplikator*innen-Gruppen aus dem Gesundheitswesen, der Kirche, der Jugendarbeit, der Sozialarbeit und dem Bildungswesen für das Globale Lernen zu erschließen und für Körperstereotype zu sensibilisieren. Das Projekt schaffte einen Rahmen, in dem Mädchen* und Jugendliche ihre Bedürfnisse besprechen und im Sinne des Globalen Lernens umsetzen konnten. Es wurden Themen und Inhalte erarbeitet, die dann in Materialien, Methoden und Bildungsformate sowie in eine Ausstellung übersetzt und mit Jugendlichen aller Geschlechter und Multiplikator*innen erprobt wurden. Diese werden nun für die Arbeit mit Jugendlichen zur Verfügung gestellt. Durch die konsequente Miteinbeziehung von Jugendlichen sowie durch die Zusammenarbeit mit Multiplikator*innen aus Bildung, Jugend-/Sozialarbeit, dem Gesundheitsbereich und der Kirche wurden relevante und lebensnahe Inhalte entwickelt, die einen nachhaltigen strukturellen Wandel in Bezug auf Körpernormen zum Ziel haben und binäre Konzepte von „männlich“ und „weiblich“, „schön“ und „hässlich“, „zu dick“ und „zu dünn“ aufbrechen.
Das Projekt body rEVOLution! stellt somit Methoden, Materialien und Bildungsformate zur Verfügung, die es ermöglichen, Sehgewohnheiten zu ändern, Stereotype zu hinterfragen und Körpernormen kritisch zu betrachten. So schafft body rEVOLution! nachhaltig nutzbare Impulse für mit Jugendlichen Arbeitende, die einen Beitrag zu strukturellem Wandel im Denken und Umgang mit Körpernormen leisten. Der Perspektivenwechsel des postkolonialen, partizipativ ausgerichteten Globalen Lernens am Schlüsselproblem der Körperbilder ermöglicht die Bearbeitung komplexer Beziehungen in der Einen Welt.
body rEVOLution! befähigt mit Jugendlichen Arbeitende unterschiedlicher Bereiche, sich in ihrer Arbeit mit global relevanten Inhalten zu (geschlechter)stereotypen Körperbildern und Normen auseinanderzusetzen, diese im Sinne des Globalen Lernens anzuwenden und an Peers weiterzugeben. Nach dem erfolgreichen Projektabschluss im Juni 2023 kann body rEVOLution! auf zahlreiche Projekthighlights zurückblicken.
In Kreativworkshops, Auseinandersetzungs- und Entwicklungsworkshops, Sensibilisierungs- und Erprobungsworkshop sowie Fokusgruppen wurden von Jugendlichen und Multiplikator*innen Bedürfnisse erhoben, Methoden und Materialien erstellt und erprobt. Zwei Fokusgruppen erhoben die Bedürfnisse der Multiplikator*innen und sicherten deren Berücksichtigung im Projekt ab.
Sämtliche Projektprodukte – das Booklet, die Plakatserie, das Memory, der Videoclip, das genderUNIVERSE sowie die Ausstellung – stehen Multiplikator*innen sowohl online als auch zur Ausleihe im Verein Amazone zur Verfügung. Die Publikation body rEVOLution! activities gibt praktische Hilfestellung und Ideen für die Umsetzung der Methoden und Bildungsformate. Weitere Informationen erhalten Sie beim Verein Amazone und unter www.amazone.or.at/bodyrevolution
Autorinnen: Angelika Atzinger und Vanessa Uenning
Vanessa Uenning: „Vanessa Uenning (sie/ihr) hat Kommunikations- und Medienwissenschaft und Politikwissenschaften studiert. Sie ist als Kommunikations- und Projektmitarbeiterin bei plan:g – Partnerschaft für globale Gesundheit tätig.“
Angelika Atzinger: „Angelika Atzinger (sie/ihr) hat Politikwissenschaft und Translationswissenschaften studiert und ist seit 2018 im Verein Amazone für die Geschäftsführung zuständig.“
Verein Amazone |
Kirchstraße 39, 6900 Bregenz |
+43 5574 45801 |
office@amazone.or.at |
www.amazone.or.at |
Das Projekt body rEVOLution! wurde gefördert durch