Die Arbeit in niederschwelligen Kontexten der Offenen Jugendarbeit und der Verbandlichen Jugendarbeit stellt große Anforderungen an die eigene Integrität. Es gilt, Grenzen von Jugendlichen zu spüren und zu respektieren, sich der Wirkung eigener Erfahrungen und Bedürfnisse bewusst zu sein, um als positive Identifikationsfigur in eine ausgewogene, professionelle und hilfreiche Beziehung mit jungen Menschen treten zu können. Verschiedene Merkmale, etwa Geschlecht, Alter, gesellschaftlicher Status oder körperliche Verfassung geben Macht, die in der Arbeit mit Jugendlichen reflektiert werden muss, um Ausschlüsse und Grenzverletzungen zu verhindern und möglichst gewaltfrei agieren zu können.
Mitarbeitende verschiedener Jugendhäuser Vorarlbergs und andere Fachkräfte reflektierten anhand unterschiedlicher Methoden die Auswirkung der eigenen Sozialisation auf ihr Handeln in der Arbeit mit Jugendlichen. Der reflektierte Umgang mit und das Bewusstsein eigener Ausschlusserfahrungen und Privilegien lassen Grenzen Anderer besser erkennen und helfen, Ausgrenzungsmechanismen wahrzunehmen und zu verhindern.
In institutionellen Kontexten wirken individuell und strukturell laufende Reflexion des eigenen Handelns, eine Kultur der Kritikfähigkeit, Offenheit und Transparenz im Kontakt mit dem Team sowie Kindern und Jugendlichen präventiv gegen Grenzüberschreitungen und alle Formen von Gewalt, vor allem aber auch sexualisierte Gewalt.
Im Workshop ließen sich die TeilnehmerInnen auf einen Prozess der Selbstreflexion ein, nahmen eigenes Handeln und strukturelle Bedingungen in ihren Institutionen kritisch unter die Lupe und regten Diskussionen an.
In den drei Stunden wurden außerdem Denkprozesse zu den Themen Macht, Rolle und Grenzen angeregt. Fazit der Teilnehmenden ist, dass weiterführende Bildungsangebote zu diesen Fragestellungen absolut notwendig sind und die Qualität der Jugendarbeit in Vorarlberg nachhaltig verbessern würden.